Kunststoffverbesserer

„Mittlerweile erfährt man nahezu täglich von neuen, innovativen Ideen und Lösungen im Verpackungsbereich.“

Kunststoffverbesser Annika Eberhardt ist Packaging Consultant bei MULTIVAC und Expertin für nachhaltige Verpackungslösungen.

Annika Eberhardt ist Packaging Consultant bei MULTIVAC und Expertin für nachhaltige Verpackungslösungen. Dort arbeitet sie im Innovation Center an ressourcenschonenden Verpackungskonzepten und neuen Materiallösungen. Ihre Aufgaben reichen von der Analyse und Bewertung recyclingfähiger Materialien über die Optimierung bestehender Verpackungsprozesse bis hin zur Entwicklung innovativer zukunftsorientierter Verpackungslösungen 

Frau Eberhardt, was bedeuten Innovation und Transformation für Sie im Kontext nachhaltiger Kunststoffverpackungen und auf welchen Ebenen leistet MULTIVAC einen Beitrag? 

Kunststoffverpackungen müssen nachhaltiger werden und diese Transformation kann auf verschiedenen Wegen geschehen. Dabei spielt Innovation eine bedeutende Rolle. Es gibt zahlreiche Ansätze und neue Entwicklungen, von Recyclinglösungen über Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen bis hin zu biologisch abbaubaren Materialien.  

 

Das Angebot an nachhaltigen Lösungen ist riesig. Die Herausforderung ist es, die Alternative zu finden, die für das jeweilige Unternehmen, Produkt und Anwendungsfeld passend ist. Bei Kunststoffverpackungen gibt es kein „one size fits all“. MULTIVAC bietet in Kooperation mit führenden Folienherstellern ein umfassendes Portfolio an Materialien an, die sich auf unseren Verpackungsmaschinen optimal verarbeiten lassen. Wir beraten unsere Kunden, welches Konzept am besten zu ihren Anforderungen passt und finden gemeinsam die „Verpackung von morgen“. 

Mitarbeiterinnen unterhalten sich bei MULTIVAC, einem international agierenden Familienunternehmen aus dem Allgäu. Mit ganzheitlichen Verpackungs- und Verarbeitungslösungen bietet das Unternehmen seinen Kunden aus den Bereichen Food, Consumer & Industrial Goods sowie Medical & Pharma individuellen Mehrwert über die gesamte Logistikkette hinweg.
MULTIVAC
Annika Eberhardt ist Packaging Consultant bei MULTIVAC und Expertin für nachhaltige Verpackungslösungen.
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Über Annika Eberhardt

Annika Eberhardt ist Packaging Consultant bei MULTIVAC und Expertin für nachhaltige Verpackungslösungen. Ihren beruflichen Weg begann sie 2018 mit dem Studium der Lebensmittel- und Verpackungstechnologie an der Hochschule Kemptenmotiviert von ihrem Interesse an der industriellen Herstellung von Lebensmitteln. Über ihre Bachelorarbeit fand sie 2022 den Einstieg in die Verpackungsbranche und zu MULTIVAC. Seither berät sie Kunden rund um zukunftsorientierte und ressourcenschonende Verpackungskonzepte, mit einem besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit und aktuelle Branchentrends. Seit 2024 vertieft sie ihr Fachwissen im Masterstudium Verpackungstechnik an der Hochschule München. 

MULTIVAC setzt auf eine große Bandbreite an Verpackungsarten und Packmaterialien. Wie suchen Sie solche, die nicht nur recyclingfähig sind, sondern auch die technischen Anforderungen wie Barriereschutz, Temperaturbeständigkeit oder Formbarkeit erfüllen? 

transparente recyclingfähige Verpackung MULTIVAC
MULTIVAC

Wir kooperieren eng mit führenden Materialherstellern, die daran arbeiten, ihre Materialien recyclingfähig zu gestalten. Diese Materialien testen wir in unserem Innovation Center, das neben Verpackungsmaschinen auch über ein eigenes Labor verfügt. Dabei stehen wir in ständigem Austausch mit den Herstellern und geben Rückmeldungen, um die Folieneigenschaften gezielt weiterzuentwickeln. Das Ziel ist es, unseren Kunden optimierte Verpackungskonzepte anbieten zu können, die alle Anforderungen erfüllen. Da recyclingfähige Materialien in der Verarbeitung teils herausfordernd sind, ist eine enge Zusammenarbeit essenziell. 

 

Zudem testen wir auch Materialien neuer Hersteller, die wir auf Fachveranstaltungen oder durch eigene Recherche kennenlernen. Wir analysieren, welche Lösungen sich für unsere Anwendungen eignen und prüfen, ob sie unsere Anforderungen erfüllen. Basierend auf den Ergebnissen kann sich daraus eine neue Zusammenarbeit entwickeln. 

Über MULTIVAC Group 

MULTIVAC ist ein international agierendes Familienunternehmen aus dem Allgäu. Mit ganzheitlichen Verpackungs- und Verarbeitungslösungen bietet das Unternehmen seinen Kunden aus den Bereichen Food, Consumer & Industrial Goods sowie Medical & Pharma individuellen Mehrwert über die gesamte Logistikkette hinweg. Mit über 80 Tochtergesellschaften ist MULTIVAC für seine Kunden in 165 Ländern vor Ort und unterstützt Einzelkunden jeder Betriebsgröße ebenso direkt und persönlich wie multinationale Unternehmen. 

Wie unterstützt MULTIVAC Kunden bei der Entwicklung und Umsetzung von Monomaterial-Verpackungslösungen, um Recyclingfähigkeit und Produktschutz optimal zu kombinieren?  

In unserem Innovation Center bieten wir einen umfassenden Service: Zu Beginn ermitteln wir die Bedürfnisse des Kunden und informieren bei Bedarf über aktuelle Trends, Regularien und Anforderungen. Dabei entsteht, sofern noch nicht vorhanden, eine erste Idee für eine neue oder optimierte Verpackung. Damit aus dieser Idee ein konkretes Konzept wird, helfen wir unseren Kunden mit verschiedenen Dienstleistungen, etwa durch Workshops, die Erstellung von 3D-Mustern oder der Beratung zu Verpackungsmaterialien, Maschinen und Nachhaltigkeit. Das fertige Konzept kann anschließend auf unseren Verpackungsmaschinen in der Anwendungstechnik getestet werden, hier erfolgt das „Proof of Concept“. 

 

Neben der Möglichkeit zur Herstellung von Prototypen verfügen wir über ein eigenes Labor, in dem verschiedene Analysen durchgeführt werden können, beispielsweise zur Überprüfung des Produktschutzes. Ergänzend dazu bieten wir ein breites Materialportfolio an, sodass Kunden sicherstellen können, dass ihr Verbrauchsmaterial optimal zu Produkt, Anwendung und Maschine passt. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz unterstützen wir unsere Kunden dabei, alle Hürden und Herausforderungen zu meistern, die etwa recyclingfähige Monomateriallösungen mit sich bringen. 

 

 

Infografik zum Status der Kreislaufwirtschaft - Recyclingfähigkeit ist von 75 % 2017 auf 82 % 2023 gestiegen. Ziel sind 90 % in 2025. Die Recyclingquote ist von 47,1 % in 2017 auf 66,2 % in 2023 gestiegen. Das verwendete Recyclingmaterial in Kunststoffverpackungen ist von 400 kt in 2017 auf 665 kt in 2023 gestiegen. Ziel für 2025 liegt bei 1.000 kt.
GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH, IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen - Monitoring 2017-2023, Zentrale Stelle Verpackungsregister, GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH Studie "Recycling-Bilanz für Verpackungen, IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen - Rezyklate ohne Nebenprodukte.

Welche technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sehen Sie aktuell beim Einsatz von Biopolymeren? Gibt es konkrete Projekte oder Pilotanwendungen, bei denen Biopolymere bereits erfolgreich im Einsatz sind?  

Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen bringen häufig eine wesentliche Herausforderung mit sich: Sie erreichen bislang oft nicht die Barriereeigenschaften, die viele Anwendungen unserer Kunden erfordern. Im Innovation Center testen wir daher regelmäßig die Verarbeitbarkeit verschiedener Biopolymere und stehen hierzu in engem Austausch mit den Herstellern. Dabei haben wir festgestellt, dass die Verarbeitung auf unseren Maschinen in der Regel sehr gut funktioniert. Die zentralen Herausforderungen liegen vielmehr im Bereich des Produktschutzes und der häufig höheren Materialkosten. Dennoch gibt es bereits Kunden, die beispielsweise Bio-PE anteilig in ihren Verpackungen einsetzen, hier gestaltet sich die Umsetzung einfach. Wenn ein Kunde eine Anfrage zu Biopolymeren stellt, unterstützen wir ihn gerne mit unserer Expertise und unserem Netzwerk. 

Was sind Biopolymere? 

Biopolymere sind Polymere, die in der Natur von lebenden Organismen hergestellt werden, wie zum Beispiel Proteine, Nukleinsäuren und Polysaccharide (etwa Cellulose). Sie können auch aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder Zuckerrohr gewonnen und für die Herstellung von Biokunststoffen verwendet werden. Biopolymere dienen als Grundbausteine für lebende Organismen und können je nach Definition sowohl biobasiert als auch biologisch abbaubar sein.  

Welche Verantwortung tragen aus Ihrer Sicht junge Talente in der Kunststoffbranche, wenn es darum geht, die Industrie zukunftsfähig zu gestalten? 

Junge Talente sind in einer Zeit aufgewachsen, in der Nachhaltigkeit bereits ein zentrales Thema ist. Viele wurden schon während ihrer Schulzeit durch Initiativen wie Fridays for Future geprägt oder haben sich im Unterricht intensiv mit Nachhaltigkeit und den damit verbundenen Herausforderungen beschäftigt. Dadurch ist das Interesse an nachhaltigen und zukunftsfähigen Technologien heute besonders groß. Das ist sehr hilfreich, denn mittlerweile erfährt man nahezu täglich von neuen, innovativen Ideen und Lösungen im Verpackungsbereich. Diese gilt es aufmerksam zu beobachten und gezielt einzusetzen. Die eigentliche Herausforderung liegt jedoch darin, neue Technologien mit bestehenden Systemen zu verknüpfen, nur so kann die Transformation hin zu einer wirklich zukunftsfähigen Industrie gelingen. 

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