Kunststoff-Wissen

Lebensmittelverpackungen: Hoch reguliert, hoch relevant, hocheffizient

Ob PET-Getränkeflaschen, Joghurtbecher aus PP oder Obst- und Gemüseschalen aus PE: Lebensmittelverpackungen stehen heute an der Schnittstelle von Produktschutz, Markenkommunikation und gesellschaftlicher Verantwortung. Warum sind sie unverzichtbar und wie gelingt der Balanceakt zwischen Funktion, Nachhaltigkeit und Sicherheit?

 

Verpackungen schützen Lebensmittel vor Schäden und äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit, Licht, Sauerstoff oder Keimen. So erhalten sie Hygiene, Sicherheit, Qualität und verlängern die Haltbarkeit – ein wichtiger Beitrag, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Beim Transport und in der Logistik sorgen Kunststoffverpackungen durch Bruchsicherheit und Stabilität dafür, dass Waren unbeschadet und sicher ankommen, sich stapeln und effizient lagern lassen. Für den Handel sind sie damit ein Garant für effiziente Logistik und Qualität im Regal. Gleichzeitig bieten sie Verbraucherinnen und Verbrauchern etliche Convenience-Faktoren wie Portionierung, Wiederverschließbarkeit, sicherer Transport und To-Go-Tauglichkeit.

 

Die Pflichtangaben auf Lebensmittelverpackungen reichen von Angaben zu Zutaten, Nährwerten, Allergenen und Haltbarkeitsdatum bis hin zur Herkunft, Bestandteilen und Entsorgungshinweisen. Nicht zuletzt sind sie ein Marketinginstrument: Ihr Design transportiert Markenbotschaften, Geschichten über Nachhaltigkeit und Innovation, kann Kaufentscheidungen aktiv beeinflussen und schafft Wiedererkennung am Point of Sale.

Kernfunktionen und Nutzen von Plastik verpackung - Produktschutz Verbraucherschutz Ressourcen schonen Marketing Verbraucher-information

Die für ein Produkt ideale Verpackung zeichnet sich dabei immer durch die nötige Robustheit, Stabilität, einfache Handhabung, richtige Größe und Kosteneffizienz im Vergleich zu alternativen Materialien aus. Zunehmend wichtig ist auch ihre Nachhaltigkeit: Verpackungen werden nach Eco Design so konzipiert, dass sich Material einsparen, das Recycling optimieren und CO₂-Emissionen reduzieren lassen. Entwickelt nach Design-for-Recycling-Prinzipien sind Kunststoffverpackungen heute kreislauffähig und oftmals die klimafreundlichste Lösung.

Nachgewiesen nachhaltig

Jedes Verpackungsmaterial hat ökologische Vor- und Nachteile. AktuelleStudien wie etwa von Fanran Meng, Miguel Brandão und Jonathan M. Cullen, McKinsey oder des Instituts für Energie und Umweltforschung (ifeu) im Auftrag des NABU – zeigen jedoch, dass Kunststoff oft eine bessere CO2-Bilanz als andere Materialien aufweist und damit ökologisch vorteilhaft ist. Richtig und verantwortungsvoll eingesetzt helfen Kunststoffe dabei, Treibhausgasemissionen einzusparen. 

 

Trotzdem werden Kunststoffverpackungen immer wieder öffentlich kritisiert. Doch bei vielen Verwendungszwecken, insbesondere für Lebensmittel, gibt es aufgrund ihrer Eigenschaften kaum eine Alternative. Ein Austausch durch andere Materialien würde zudem die CO2-Emissionen fast verdreifachen. 

Strenge Regeln für Sicherheit, Information und Nachhaltigkeit

Lebensmittelverpackungen sind national und auf EU-Ebene rechtlich klar geregelt und werden amtlich überwacht. Vorgaben zur Material- und Produktsicherheit, etwa die EU-Verordnung 1935/2004, stellen sicher, dass nur unbedenkliche Materialien im Kontakt mit Lebensmitteln stehen – dazu gehört auch Kunststoff. Lebensmittelverpackungen müssen nach der „guten Herstellerpraxis“ herstellt und inert sein. Das heißt, sie dürfen weder Inhaltsstoffe in gesundheitsgefährdenden Mengen an Lebensmittel abgeben noch deren Zustand, Geruch oder Geschmack verändern. Für einige gelten spezielle europäische Vorschriften, wie die Verordnung (EU) 2022/1616 für solche aus recyceltem Kunststoff. Die Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) schreibt zudem verpflichtende Angaben wie Zutaten, Allergene, Mindesthaltbarkeitsdatum und Herkunft EU-weit vor.

Kunststoffverpackungen für Lebensmittel? Sicher!

Der Einsatz von Lebensmittelkontaktmaterialien aus Kunststoff unterliegt im Vergleich zu anderen Materialien wie Papier auf europäischer und nationaler Ebene besonders detaillierten und strengen Regularien. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit legt dabei sehr konservative Grenzwerte fest. Das betrifft insbesondere das Migrationslimit, also die zulässige Menge an Stoffen, die aus der Verpackung in das Lebensmittel übergehen dürfen. Diese Werte sind äußerst streng und wurden von der EU-Kommission in die entsprechenden Gesetzestexte übernommen. Kürzlich hat die EU-Kommission sogar noch strengere Vorschriften für Lebensmittelkontaktmaterialien aus Kunststoff vorgeschlagen. Aus wissenschaftlicher Sicht sind Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff daher sehr sicher.

 

Mehr lesen Sie im Interview mit Dr. Fang Luan, Leiterin des Referats Verbraucherschutz und Qualitätsmanagement bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V.

Rote und orange Paprika in Kunststoffverpackung verpackt, eng nebeneinander gestapelt.
iStock | DutchScenery

Nachhaltigkeits- und Recyclingvorgaben sollen Ressourcen schonen, Recyclingquoten erhöhen und den ökologischen Fußabdruck von Lebensmittelverpackungen verringern. Mit der Single-Use Plastics Directive (SUPD) und der Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) beispielsweise setzt die EU einheitliche Standards, die Einwegkunststoffe wie Trinkhalme oder To-Go-Behälter beschränken und die Recyclingfähigkeit sowie Mehrweglösungen stärken. Deutschland setzt dies im Verpackungsgesetz (VerpackG) um, etwa durch die Pfandpflicht für Einweg-Kunststoffgetränkeflaschen und Getränkedosen. Zusätzlich fördert §21 VerpackG innovative und nachhaltige Verpackungen, zum Beispiel durch besseres Recycling und höheren Rezyklateinsatz.

Fragwürdige Rezyklat-Einsatzquoten für Lebensmittelverpackungen

Die EU-Verpackungsverordnung sieht ab 2030 Quoten für den Einsatz von Post-Consumer-Rezyklaten (PCR) in Kunststoffverpackungen vor. In Lebensmittelverpackungen aus PET soll der Rezyklatanteil dann mindestens bei 30 Prozent, in solchen aus anderen Kunststoffen bei zehn Prozent liegen. Der Haken: Verfügbare Mengen und Qualitäten an PCR sind noch nicht gegeben. Hinzu kommt, dass der Rezyklateinsatz in Lebensmittelverpackungen und weiteren kontaktsensitiven Verpackungen besonders streng reguliert ist. Für einen Großteil solcher Verpackungen existieren deshalb noch keine zulässigen Rezyklate am Markt. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf seitens der Politik.

 

Mehr lesen Sie in unserem Beitrag Rezyklateinsatz: Nachhaltige Maßnahmen statt kurzsichtige Quotenlösung.

Frischer Blattsalat in transparenter Kunststoffverpackung, grüne und rote Stiele, auf weißem Hintergrund.
iStock | matsou

Regulatorik trifft Innovationskraft

Strenge und sich kontinuierlich weiterentwickelnde Regulatorik treiben Produktschutz, Kreislaufwirtschaft und Verbraucherinformation voran. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein von Konsumentinnen und Konsumenten für Umweltauswirkungen und Transparenz. Für die Industrie bedeutet das: Um am Markt zu bestehen, sind regulatorische Compliance, intelligente Materiallösungen und funktionales Design gefragt.

 

An Innovationskraft mangelt es nicht: QR-Codes und digitale Features sorgen im Bereich Smart Packaging für Transparenz und erweiterte Informationsmöglichkeiten. Aktive Verpackungen, die den Frischegrad von Lebensmitteln erkennen und gezielt beeinflussen können, sind längst Realität. Materialinnovationen wie Monomaterialien und der zunehmende Rezyklat-Einsatz bieten neue Perspektiven und stärken die stoffliche Wiederverwertung. Biobasierte und kompostierbare Werkstoffe ergänzen das Portfolio. Ressourcenschonende Mehrweg- und Pfandsysteme setzen sich europaweit immer mehr durch, unter anderem gefördert von der PPWR. Sie alle prägen die Zukunft der Lebensmittelverpackung.

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