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Kunststoffverbesserer

„Es ist faszinierend, wie viel Innovation und Know-how notwendig sind, um lebensmittel­geeignete Verpackungen zu entwickeln.“

Sofie Dannemann ist Verpackungsentwicklerin bei der Molkerei Zott SE & Co. KG. Dort konzipiert sie Verpackungen für Joghurts, Desserts und Snackprodukte an den Standorten Mertingen und Opole. Ihre Aufgaben reichen von der Entwicklung neuer Produkte über die Optimierung bestehender Verpackungsformate bis hin zu Forschungs- und Nachhaltigkeitsprojekten. Ein Großteil dieser Vorhaben ist Teil der strategischen Nachhaltigkeitsinitiative von Zott – mit dem Ziel, Verpackungen gezielt auf umweltfreundlichere Lösungen umzustellen. Neue Technologien treiben diese Entwicklung kontinuierlich voran. 

Frau Dannemann, Sie sind staatlich geprüfte Technikerin für Kunststofftechnik. Was hat sie motiviert, Verpackungsentwicklung zu Ihrem Beruf zu machen?

Der Beruf vereint meine Liebe zum Kunststoff und dessen abwechslungsreichen Einsatzmöglichkeiten im Alltag. Hier kommen nahezu alle Themenbereiche zusammen, die die Kunststofftechnik zu bieten hat. Meine Position lädt aber auch zu neuen Materialexkursen ein, wie den Bereich Aluminiumfolie und Papierindustrie. Das macht meinen Beruf sehr abwechslungsreich und spannend. 

Portrait Sofie Dannemann, Verpackungsentwicklerin bei der Molkerei Zott SE & Co. KG.
Zott SE & Co. KG

Über Sofie Dannemann

Sofie Dannemann ist Verpackungsentwicklerin bei der Zott SE & Co. KG in Mertingen. Zwischen ihrer Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin für Kunststoff- und Kautschuktechnik bei Airbus Helicopters und dem Abschluss als staatlich geprüfte Technikerin für Kunststofftechnik und Faserverbundtechnologie sammelte sie praktische Erfahrung in der Produktion. Seit 2024 ist sie Teil des ZottTeamsFür ihre Leistungen in der Ausbildung wurde sie unter anderem als Bundesbeste 2020 (DIHK) und mit dem Günther-Schwank-Preis 2021 ausgezeichnet. „Es ist schön zu sehen, wie kreative und technische Expertise zusammenkommen, um die Verpackungswelt immer weiter zu verbessern, sagt Dannemann. 

Welche Innovationen oder Materialentwicklungen sehen Sie bei Zott als Schlüssel zu nachhaltigen Kunststoffverpackungen, besonders im Hinblick auf den Einsatz von Post Consumer Rezyklat oder Monomaterial?

Kunststoffe wie PP, PE, PS oder PET, die sich für Lebensmittel eignen, weisen unterschiedliche technische Eigenschaften auf. Nicht nur deren Einsatzzweck ist dabei von Bedeutung, sondern auch das Recyclingverhalten und die chemischen Eigenschaften. Gerade beim mechanischen Recycling spielen molekulare Anziehungskräfte und das Diffusionsverhalten eine große Rolle. Kombiniert mit der Einhaltung festgelegter Qualitäten des Rezyklats ist es auch im Lebensmittelbereich möglich, einen geschlossen und sicheren Kreislauf zu erschaffen. 

Logo - Zott Genuss Molkerei

Über die Molkerei Zott SE & Co. KG

Die Zott Gruppe ist seit ihrer Gründung im Jahr 1926 ein unabhängiges Familienunternehmen mit Stammsitz in Mertingen (Bayern), rund 30 Kilometer nördlich von Augsburg. Im Jahr 2024 verarbeitete das Unternehmen 870 Millionen Kilogramm Milch und erzielte mit 2.813 Angestellten einen Konzernumsatz von 1.224 Millionen Euro. Die Produkte werden weltweit vertrieben. Zott zählt heute zu den führenden Molkereien Europas. 

Welche Rolle spielt Verpackungsdesign bei der Transformation hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft? Gibt es typische Kompromisse zwischen Nachhaltigkeit, Funktionalität, Ästhetik und Umsetzbarkeit?

Die oberste Aufgabe der Lebensmittelverpackung ist natürlich, den Inhalt sicher und ohne Qualitätsverlust bis zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu bringen. Dabei gibt es mittlerweile immer bessere Technologien, um den Verpackungseinsatz zu minimierenDie wichtigsten Ziele im Bereich Nachhaltigkeit sind: Vermeiden, Verringern, Recyclingfähigkeit erhöhen, Rezyklat einsetzen. Bei optimal entwickelten Materialeigenschaften und steigender Prozessgenauigkeit können die technischen Eigenschaften stark verbessert und Tonnen an Kunststoff und CO2 eingespart werden. Allerdings gibt es auch Grenzen und Kompromisse. Bei niedrigviskosen, also dünnflüssigen, Produkten muss beispielsweise ein gewisser „Kopfraum“ (Leerraum im Becher) eingehalten werden, um das Überschwappen bei der Abfüllung zu vermeiden. 

Infografik zum Status der Kreislaufwirtschaft - Recyclingfähigkeit ist von 75 % 2017 auf 82 % 2023 gestiegen. Ziel sind 90 % in 2025. Die Recyclingquote ist von 47,1 % in 2017 auf 66,2 % in 2023 gestiegen. Das verwendete Recyclingmaterial in Kunststoffverpackungen ist von 400 kt in 2017 auf 665 kt in 2023 gestiegen. Ziel für 2025 liegt bei 1.000 kt.
GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH, IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen - Monitoring 2017-2023, Zentrale Stelle Verpackungsregister, GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH Studie "Recycling-Bilanz für Verpackungen, IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen - Rezyklate ohne Nebenprodukte.

Welche Entwicklungen, gerade mit Blick auf Verpackungen für die Lebensmittelindustrie, finden Sie aktuell besonders spannend?

Hinter dieser „banal“ wirkenden Entwicklung von Verpackungen steckt ein enormes Potenzial an Technologie und Forschung. Es ist faszinierend, wie viel Innovation und Know-how notwendig sind, um lebensmittelgeeignete Lösungen zu entwickeln, die sowohl nachhaltig als auch funktional sind. Das macht den Beruf der Verpackungsentwicklerin spannend, denn mit dem Fortschritt der Technologie eröffnen sich ständig neue Möglichkeiten.

Drei Zott-Produkte mit Hinweisen zur Plastikeinsparung: Links Monte Drink ohne Kunststoffdeckel spart 60 Tonnen Plastik pro Jahr. In der Mitte Monte Mega White im kleineren Becherformat spart 46 Tonnen Plastik pro Jahr. Rechts Zott Primo Joghurt mit Ultralight-Folie spart 10 Prozent Material.
Zott SE & Co. KG

Was wünschen Sie sich von der Kunststoffbranche für junge Fachkräfte?

Ich wünsche mir, dass der Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren gestärkt wird. Ein offener Austausch ermöglicht es uns jungen Fachkräften, Probleme und Missstände frühzeitig anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. So können wir dazu beitragen, die Branche nachhaltiger und verantwortungsvoller zu gestalten. Es ist wichtig, dass wir miteinander im Gespräch bleiben und uns unterstützen, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern.

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